Der Vorstand beschließt
Marktbearbeitung und Strukturen im Verkauf grundlegend zu hinterfragen und wenn
nötig neu auszurichten.
Dazu wird ein kleines Team von Fachleuten
aus der Linie gebildet, das durch Mitarbeiter aus dem Stab und einige
ausgewählte Führungskräfte aus dem Vertrieb ergänzt wird.
Das Team führt eine Analyse durch:
o) Der Markt wird von den einzelnen
Vertriebseinheiten und AD-Mitarbeitern sehr unterschiedlich bearbeitet. Während
sich einige Einheiten darauf konzentrieren einige wenige große Deals
durchzubekommen, arbeiten andere nach dem Prinzip „Masse machts“ und generieren
mit hohen Kosten eine Vielzahl von Leads von denen aber nur ein Bruchteil
realisiert wird.
o) Große Probleme bereitet die Prognose
des Auftragseingangs. Aufträge fallen praktisch unangekündigt „vom Himmel „
oder realisieren sich - genauso überraschend - denn doch nicht. Daten über die
Zahl der bearbeiteten Kundenkontakte, der hieraus entstehenden Opportunitäten
für Angebote und der Durchlaufzeit von erstem Kundenkontakt bis zum Auftrag werden nicht erhoben und sind nicht Gegenstand der
vertrieblichen Führungsarbeit
o) Der Außendienst wird ausschließlich
nach der Höhe des Auftragseingangs
geführt - ein valides Nachverfolgen von Kundenkontakten, Leads und
Angeboten findet nicht statt. Die Zahl der Kundenkontakte, der hierausgewonnen
Leads, der Quote der aus der Leadbearbeitung entstandenen Angebote etc., sind
nicht Gegenstand der Führungsarbeit.
o) Eine zentralisierte, leicht
auswertbare Form der Speicherung von Kunden- und Vertriebsdaten findet nicht
statt. Es existiert, über eine Adresskartei hinaus, kein zentrales CRM: Vertriebsrelevante
Daten wie Zahl der Angebote je AD-Mitarbeiter, Wert der Angebote, Wandlungsquote und Länges des Saleszyklus
sind nicht auswertbar. Eine Auswertung der Vertriebseffizienz und Effektivität
ist damit nicht möglich.
Nach der Präsentation dieser Situation
durch die Projektgruppe beschließt der Vorstand den Vertrieb von Grund auf neu
zu ordnen:
o) Die Führungsstruktur im Vertrieb wird
gestrafft. Bisher getrennten Vertriebsbereiche werden zusammengelegt. Die
hierdurch möglichen Einsparungen in der Organisation werden in die Entwicklung
einer durchgehenden Vertriebsmethodik und in ein, diese Methodik abbildendes,
Vertriebs- und Pipelinemanagementsystem investiert.
o) Die operative Arbeit im Vertrieb und
die Führung wird einheitlich, nach einer durchgehenden Vertriebsmethodik
ausgerichtet. Die Vertriebsleiter werden detailliert geschult die Zahl der
Angebote, die Wandliungsquote, den Durchschnittswert pro Angebot und die Länge
des Saleszyklus genau zu controllen und bei kleinsten Abweichungen vom Plan,
konsequent Maßnahmen einzuleiten
o) Für jeden Vertriebler werden
Durchschnittsauftragswert, Wandlungsquote und Zahl der zu erreichenden Aufträge
pro Jahr geplant und in seine Zielvereinbarung aufgenommen
o) Aufgrund der zu erwartenden Widerstände
erfolgt die gesamte Reorganisation auf einen Schlag, als Big Bang, zeitgleich
und eng verbunden mit der Einführung des neuen Vertriebs- und Pipelinemanagementsystems.
Schon nach wenigen Monaten steigt der
Auftragseingang, gleiches gilt für die Zufriedenheit innerhalb der
Vertriebsmannschaft
Das ist in bester Ordnung, denn:
Der Vertriebserfolg hängt von vier
Faktoren ab
- Der Zahl der im Vertrieb bearbeiteten Angebote, je größer sie ist, desto höher ist der zu erwartende Auftragseingang,
- Dem durchschnittlichen Wert eines Angebot
- Der Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde kauft, sowie
- Der Länge des Saleszyklus, gemessen an der Zeit, die vom ersten Kontakt mit dem Vertrieb des Unternehmens, bis zum Auftragsabschluss vergeht
Alle diese Faktoren sind multiplikativ
miteinander verknüpft:
Dieses hat einen überraschenden, nicht
auf den ersten Blick ersichtlichen Effekt: Steigen alle Faktoren um 10 %, d.h.
der Wert der eingehenden Aufträge von 20 auf 22.000 €, die Zahl der pro
Vertrieb bearbeiteten Angebote von 20 auf 22, die Wandlungsquote von
30 auf 33 Prozent, sinkt parallel dazu auch die Länge des Saleszyklus von zwölf
Wochen auf zehn, steigt der Auftragseingang nicht etwa um 10 % sondern um 48 %,
das hast heißt fast um die Hälfte!.
Detailarbeit über Systeme, Strukturen,
Prozesse, lohnt also im Vertrieb in jedem Fall.
Dies gilt umso mehr, da dieser sich
multiplizierende Effekt leider auch in die gegenteilige Richtung auftritt:
Sinkt die Zahl der vom Vertrieb bearbeiteten Angebot um 10 %, fällt ihr Wert um
10 % und sinkt, durch ineffiziente Arbeit die Wandlungsquote ebenfalls 10 %,
steigt die Länge des Saleszyklus durch ungenügende Koordination seinerseits
weitere 10 % - fällt der Auftragseingang
eben nicht um zehn sondern um 48 %.
Die teuflische Eigenschaft dieser
Formel: Eine kleine Veränderung der Faktoren, kann zu einer großen Schwankung
des Auftragseingangs führen
Detailarbeit macht also sowohl zur
Steigerung, wie auch zur Stabilisierung des Auftragseingangs Sinn.
Alle Chancen zur Beeinflussung der vier Faktoren durch systematisierte Arbeit und Koordination in Vertrieb,
müssen genutzt werden, wenn man die Potenziale, aber auch die Risiken die in
diesem Zusammenhang liegen nutzen, bzw. beachten will.
Die Arbeit an Prozessen zur Effizienzsteigerung,
der Einsatz eines Systems, das Training und das konsequente Führen nach einer
Salesmethode, sind ideale Mittel an den hier genannten vier Faktoren zu
arbeiten und sie in die positive Richtung zu drehen.
Tipps
für Ihre Anwendung:
1.) Bestimmen sie den Ausgangspunkt der Faktoren
der Teufelsformel:
Wie viele Leads werden in ihrer
Vertriebsorganisation bearbeitet, wieviele der Leads werden zu Angeboten, wie
hoch ist die Wandlungsquote. Über alles. Und in den einzelnen
Vertriebseinheiten im Vergleich. Sie werden überrascht sein, wie
unterschiedlich die Leistungen der einzelnen Vertriebler ist.
Bestimmen Sie aber auch den
Durchschnittswert, und die Zahl der Angebote - auch hier garantieren ich eine
Überraschung. Last, but not least, und vielleicht am schwierigsten zu
ermitteln: Ermitteln Sie wie lange es dauert ein Angebot zum Abschluss zu
bekommen.
2.) Bestimmen Sie die Führer für eine
Veränderung. Jetzt schon!. Die im ersten Schritt erhobenen Koordinaten geben
Ihnen Anhaltspunkte wer erfolgreich ist. Führen Sie Gespräche mit diesen.
Schauen Sie aber jetzt nicht mehr so sehr auf den Erfolg, wie auf den Willen
Verantwortung über den eigenen Bereich hinaus zu übernehmen, ins Unternehmen zu
investieren und neue Wege zu denken. Nicht jeder Vertriebler will das. Gerade die
Erfolgreichen wollen zum Teil einfach nur Geld verdienen, und ansonsten ihre
Ruhe haben. Wählen Sie deshalb sorgfältig.
3.). Suchen Sie sich ein System, ein
einfaches. Denn Detailarbeit auf dem oben genannten Niveau ist ohne System
unmöglich. Es geht schließlich darum eine Vielzahl von Leads und Opportunitäten
nachzuhalten und in ihrem Erfolg zu bewerten. Das geht nicht ohne System.
Zentral. Für alle eingesetzt. Von allen bedient. Verpflichtend!.
4.) Bestimmen Sie eine Sales - Methode. Vertrieb
in der oben beschriebenen Form, muss vor allen Dingen führbar und messbar sein.
Das ist er nur, wenn im Wesentlichen nach vergleichbaren Prozessen vorgegangen
wird. Schauen Sie sich die unterschiedlichen Methodiken am Markt an. Suchen Sie
nicht zu lange, im Prinzip sind alle Methoden mehr oder minder vergleichbar, es
kommt hierbei nicht einmal so sehr auf die Methode an, sondern, dass sie von
allen eingehalten wird. Suchen Sie sich die für Sie passendes daraus, und
setzen Sie sie dann konsequent um.
5.) Führen Sie einem Piloten durch: Nichts
überzeugt mehr als der Beweis. In Euro. Suchen
Sie sich zwei oder drei Pilotenfelder, mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen
Erfolg und arbeiten sie nach den neuen Prozessen, im neuen System, nach der
neuen Methodik. Multiplizieren Sie dann den Erfolg. Kommunizieren Sie ihn!
Berichten Sie davon, machen Sie andere neidisch, so dass die Vertriebler Ihnen
die Türe einrennen, endlich auch nach dieser Methode, mit diesem System, mehr
Geld verdienen zu dürfen!.
6.) Leiten Sie die notwendigen vertriebsübergreifenden
Prozesse ab. System bedienen, Arbeiten, das hat immer etwas mit Organisation
und Zusammenspiel zu tun. Mit dem Marketing, der Kundenbetreuung, der
Reklamationsabteilung in der Produktion. Da muss schnell effizient und mit
hoher Qualität zusammengearbeitet werden. Das bedeutet nichts anderes, als in guten
Prozessen!. Sorgen Sie dafür.
Achten Sie aber von vornherein darauf,
dass diese Prozesse auch veränderbar sind. Ein Geschäftsprozess ist nur so gut,
wie das Geschäft, das er abbildet. Ändert sich das Geschäft, muss auch der
Prozess sich ändern. Wenn Geschäfte sich zur Zeit in einem Rhythmus von sechs
Monaten verändern, achten Sie darauf, dass der von Ihnen gewählte Prozess entsprechend
leicht veränderbar ist. Nicht innerhalb von sechs Monaten, sondern innerhalb von
sechs Tagen. Sonst wird er ineffizient!
7.) Implementieren Sie alles ins System.
Sie werden sehen, dass ist einfacher als gedacht. Bringen Sie die Kundendaten
hinein. Bilden sie die Prozesse ab. Und die Methode!. Dann starten Sie. Sie
werden überrascht sein über den Erfolg.
Viel Spaß beim Geld verdienen.